Praxenkollaps – Hausärztemangel und Probleme der ambulanten ärztlichen Versorgung

Zu Ihrer Information eine Zusammenstellung.

Praxenkollaps KBV

Aktionsseite der KBV: praxenkollaps.info

 

 

Praxenkollaps

Aktionsbündnis Praxenkollaps: praxenkollaps.de

 

Potsdamer Primärärzte

Verein für fachärztliche Primärmedizin Potsdam: primaerfachaerzte-potsdam.de

 

Ärztliche Berufspolitik

Ärztliche Berufspolitik auf Facebook: facebook.com/groups/arzt.berufspolitik

 

Insbesondere den offenen Brief der Potsdamer Primärärzte möchte ich hier als maximale Ausformulierung der Situation zitieren:

 

Offener Brief der Potsdamer Haus- und Primärärzte
„Verein für fachärztliche Primärmedizin in Potsdam e. V.“

An:
Herrn Bundesgesundheitsminister Prof. Karl Lauterbach
Frau Landesgesundheitsministerin Dr. Ursula Nonnemacher
und
Vorstände der gesetzlichen Krankenversicherungen
Sehr geehrter Herr Lauterbach,
Sehr geehrte Frau Nonnemacher,
Sehr geehrte Damen und Herren,

durch die in den letzten Jahren erheblich gestiegenen Betriebskosten in unseren Praxen und dennoch ausbleibenden adäquaten Honoraranhebungen kommt es für uns niedergelassenen Primär- und Hausärzte kontinuierlich zu einem relativen Einkommensverlust – eine Entwicklung die Ihnen bekannt ist, die wir als Geringschätzung unserer Arbeit interpretieren und nicht länger hinnehmen können. Ihren Vorwurf des „Jammerns auf hohem Niveau“ sowie die mediale Verbreitung von pauschalen und schlecht recherchierten Unwahrheiten zum Jahreseinkommen von Haus- und Primärärzten weisen wir in aller Deutlichkeit zurück. Sie wissen, dass in Brandenburg über 300 und bundesweit über 5000 Primär- und Hausarztsitze unbesetzt sind, da sich keine Nachfolger mehr finden – Tendenz steigend. Ursache sind einzig die schlechten Rahmenbedingungen für unsere Arbeit, die auch Sie zu verantworten haben. Ebenso ist Ihnen bekannt, dass die uns aufgezwungene, aber für Ärzte größtenteils nutzlose und in vielen Fällen nicht funktionierende „Digitalisierung“ paradoxerweise erhebliche Zeitressourcen bindet und uns von der eigentlichen Arbeit für die Gesundheit unserer Patienten zunehmend abhält. Wir sollen hier eine Leistung ohne Gegenleistung erbringen, was wir selbstverständlich ablehnen. Von der angekündigten Entbürokratisierung des Arztberufes spüren wir nichts – im Gegenteil – der kleinteilige Verwaltungs-, Kodier- und Abrechnungsaufwand wird jährlich höher.

Wir wissen um die elementare Bedeutung der ambulanten Primär- und Hausarztmedizin für das gesamte Gesundheitssystem und sind nicht bereit, unsere effiziente und patientenorientierte Tätigkeit weiter unter Wert zu verkaufen. Wir wissen auch, dass der Umbau der ambulanten Medizin zur Staatsmedizin die Versorgung nicht verbessern wird – im Gegenteil.

Die primär- und hausärztlichen Einkommen entsprechen nicht mehr unserer qualifizierten akademischen Ausbildung, unserem Zeitaufwand sowie unserer medizinischen und betriebswirtschaftlichen Verantwortung. Da von Ihnen wiederholt Forderungen nach einer angemessenen Vergütung bzw. einem Inflationsausgleich ausgeschlagen bzw. nicht beantwortet wurden, sehen wir uns nun gezwungen, Leistungen einzuschränken. Dies wird für unsere Patienten bzw. ihre Wählerschaft und Kunden – denen Sie vollmundig unbegrenzte Leistungen versprechen und damit eine übersteigerte Erwartungshaltung nähren – vermutlich deutlich nachteilig zu spüren sein.

Sehr geehrter Herr Lauterbach, Sehr geehrte Frau Nonnemacher, Sehr geehrte Vorstände der gesetzlichen Krankenversicherungen – zu folgenden Maßnahmen sehen wir uns gezwungen:

Die im Primärarztbereich üblichen Mehrfachkonsultationen im Quartal werden wir unseren Patienten nicht mehr im bisherigen Umfang anbieten können, da wir i.d.R. schon ab der zweiten, spätestens aber ab der dritten Konsultation aufgrund unseres „Beratungsbudgets“ keine Vergütung mehr erhalten.

In diesem Zusammenhang werden wir auch die Akut- und Notfallversorgung in unseren Praxen einschränken und die Patienten vermehrt in die Notaufnahmen der Krankenhäuser verweisen müssen.

Alle medizinischen und medizintechnischen Leistungen, die nicht oder nicht adäquat bezahlt werden, werden wir deutlich einschränken bzw. nicht mehr durchführen. Schon für einfache apparative Untersuchungen wie EKG, Lungenfunktion und Ultraschall werden wir die Patienten somit an die Krankenhäuser und niedergelassenen Gebietsärzte verweisen müssen, wobei Termine bei Letzteren bekanntermaßen nicht zeitnah oder nur unter unzumutbaren bürokratischen Bedingungen erhältlich sind. Dies wird in jedem Fall verlängerte Wartezeiten auf Termine und eine wesentlich kostenintensivere Diagnostik nach sich ziehen.

Hausbesuche werden wir auf ein Minimum beschränken bzw. gar nicht mehr durchführen, da diese weiterhin indiskutabel niedrig vergütet werden.

Entgegen unserer Absicht werden wir die Privat- und Selbstzahlermedizin in unseren Praxen bevorzugen müssen, da nur hierdurch eine Teilkompensation unserer gesunkenen Realeinkommen erzielt werden kann. Wie Ihnen bekannt ist, müssen wir hier auf die seit 1996 nicht mehr angepasste GOÄ zurückgreifen.

Unseren Patienten werden wir diese notwendigen Maßnahmen u. a. durch Aushänge in unseren Praxen erklären, und Sie, sehr geehrte Damen und Herren, als Adressaten für Beschwerden benennen.

Wie Sie wissen, stehen wir Ihnen für konstruktive Gespräche jederzeit gerne zur Verfügung.

Mit freundlichen GrüßenIhre Potsdamer Primär- und Hausärzte
Verein für fachärztliche Primärmedizin in Potsdam e. V.
www.primärfachärzte-potsdam.de

 

Ein Gedanke zu “Praxenkollaps – Hausärztemangel und Probleme der ambulanten ärztlichen Versorgung

  1. Sehr geehrte Ärzteschaft,
    ich unterstütze vollumfänglich den Inhalt Ihrer Schreibens und schließe mich dem an. Es ist immer wieder endtäuschend zu sehen wie die vollmundigen Ankündigungen im Gesundheitssystem oder Digitalisierung ins leere laufen.
    Unser Staat ist für die Gesundheit der Bürger verantwortlich da haben meiner Meinung nach privat geführte Krankenhäuser nichts zu suchen.

    Mit freundlichen Grüßen

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